Wir sind überrascht über das satte Grün in Guatemala. Ganz im Gegensatz zu Belize, wo die Landschaft eher langweilig, dafür die Menschen total easy, relaxt und auf einen zugehend sind, ist es in Guatemala bewaldet, viele Berge und sattes Grün überall, die Bevölkerung ist hier aber eher zurückhaltend. Aber diese bunten Farben bei der Bekleidung, bei den Fahrzeugen, oder auch an den Häusern haben wir bisher noch nirgends gesehen.
Am Grenzübergang La Democracia (Belize/Guatemala) verlief alles normal, Personen und Fahrzeug austragen lassen auf der Belizeseite und die Immigration für die Personen und den Adujana (Zoll) für das Fahrzeug machen auf der Guatemalaseite, und natürlich ein bisschen Money abstecken auf beiden Seiten. Die Desinfektion/Fahrzeugwäsche ist in Guatemala diesmal Pflicht, ohne Wäsche erreicht man aufgrund der Streckenführung gar nicht die andere Seite des gewünschten Einreiselandes.
Die 90 Tage Aufenthalt für Personen gilt aufgrund eines Abkommens gleich für die 4 Zentral- Amerika Staaten, Guatemala, El Salvator, Honduras und Nicaragua. Trotzdem gilt es die eingetragenen Tage an der ersten Grenze von einem dieser Länder nochmals zu kontrollieren. Denn durch dieses Abkommen müssen nur im Erstland die Touristengebühr von ca. 10 € pro Person für all diese Länder bezahlt werden. Der weitaus kompliziertere Pakt ist das Ein- und Austragen des Fahrzeugs beim Zoll sowie die Verweildauer des Fahrzeugs in den jeweiligen Ländern. (Man könnte ja seinen Hobel verscherbeln) Dieses muss wiederum an jeder Grenze erledigt werden und hier sind die Tage des Verbleibens unterschiedlich. Wir hörten von einer reduzierten Tageseintragung (nur 3 Tage fürs Fahrzeug) in Honduras und einer saftigen Strafe bei Überschreitung.
Und unser erstes Ziel in Guatemala, was soll ich euch sagen, sind natürlich wieder alte Steinhaufen. Allein die Tier- Hinweisschilder auf dem Weg dorthin versprechen eine interessante Nacht.
Bevor wir aber Tikal, eine große weitläufige, mitten im Urwald gelegene Ausgrabungsstätte anfahren, besichtigen wir noch vorher Santa Elena und Flores, gehen Einkaufen, füllen unseren Kühlschrank auf und erwerben eine Guatemala-Daten-SIM- Karte des Netzbetreibers Tigo, der hier anscheinend das best ausgebaute Netz (besser als Claro) unterhält, damit wir wieder überall und ständig ins Internet kommen.
In Tikal sollte man noch vor 18 Uhr eintreffen, der Eintritt muss ca. 30 Kilometer vorher am Beginn des Nationalparks gelöst werden und der schließt seine Pforten um 18 Uhr. Wir erwähnen dies deshalb, weil der Camping innerhalb des Nationalparks und nahe der Ausgrabungsstätte liegt und man sollte die Besichtigung dieser Mayastätte unbedingt schon morgens ab 6 Uhr beginnen. Für uns klingelt der Wecker deshalb um 5 Uhr morgens, denn nur so bekommt man noch, hoch oben auf dem Tempel Nr.5, die grandiose Landschaft und manchmal auch einen Sonnenaufgang mit. Und zudem sieht und hört man von „da oben“ am besten die Brüllaffen, Papageien und Tukane, einfach grandios.
Für richtige Frühaufsteher gibt es dann auch eine, allerdings nur geführte, Tour. Dann heißt es um 3 Uhr morgens aufstehen, um 4 Uhr geht es dann mit dem Guide bei Dunkelheit durch den Dschungel was allein schon ein Erlebnis für sich sein muss und das Besichtigen der Tempelanlagen ohne weitere Touri`s ist dann auch garantiert. Die Grand Plaza, der Tempel 1 und 2, der Jaguar und der Maskentempel, irgendwie sehen für mich alle gleich aus. Auf dem Tikal- Campground treffen wir zwei deutsche Frauen die bei „Ärzte ohne Grenzen“ in Haiti zeitlich befristet arbeiten und gerade 14 Tage „Auszeit“ machen. Nach einer kurzen Unterhaltung erfahren wir auch den Sinn und Zweck von „Ärzte ohne Grenzen“
Und wenn wir, wie oben erwähnt, dieses Land total grün und bunt sehen, dann ist das auch so, wie man an den seltsamen aber tollen Pflanzen erkennt.
Auf dem Weiterweg machen wir einen Stop am Parque Natural Ixpanpajul und werden dort in den Himmel geschickt. Skywalk heißt der 3 Kilometer lange und mit 25 USD pro Person unverschämt teure Fußmarsch, der über mehrere Hängebrücken, teilweise 114 Meter lang, ständig bergauf führt. Wir sind beide so durchgeschwitzt, die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit, und dann noch steil bergauf…hätt ich`s vorher gewusst, ich wär garantiert nicht abgebogen. Ich kann anschließend mein T-Shirt regelrecht auswinden und einen Maßkrug damit füllen. Manche meinen doch tatsächlich wir machen hier Urlaub. Seit Tagen gehe ich nicht mehr ohne Handtuch aus dem Fahrzeug. Dieser Stoff-Fetzen wird benötigt um mir den Schweiß abzuwischen. Eine Wasserflasche ist ebenfalls mein ständiger Begleiter und Kaffee gibt es am Morgen schon lange nicht mehr, das Koffein treibt ja bekanntlich auch die Schweißtropfen auf die Stirn, dann lieber kalten Tee am Morgen. Und ihr nennt das Urlaub?, dass ist Stress pur hier.
Inge holt sich aufgrund der nassen Kleidung und der anschließenden Klimaanlage eine Erkältung/Bronchitis, hustet noch Tage danach und spricht mit rauer Stimme. Bei dieser Hitze hat man keine Sinne mehr für die Brüllaffen im Parque Natural und wie die Kriech- Tierchen in meine Unterhose gekommen sind, ich weiss es nicht, ich pule die Käfer und Raupen halt wieder raus.
Weiter geht es nach Poptun und dort zur Finca Ixobal. 2 Nächte bleiben wir in dieser schönen Anlage mit Naturlagune, sehen dort Spiele der Fussball- WM und unsere Gaumen werden im dortigen Restaurant auch ziemlich verwöhnt. Menschen aus Guatemala, das ist für uns eine andere Welt. Wir stellen fest, es ist toll hier. Für uns faszinierend, dass die Felder noch mit der Hacke bestellt werden, oder die Wäsche im Fluss gewaschen wird. Wir sind erstaunt, wie einfach die Frauen ihre schwere Last ohne das Hinzufügen der Hände auf dem Kopf tragen, oder die Männer schwerste Holzbündel auf dem Rücken mit Hilfe eines Stirngurtes schleppen.
Auf dem Gelände von Bruno`s Hotel in Rio Dulce ist, mit 2 Nächten, unsere nächste Übernachtung. Weder die Stadt Rio Dulce, noch der Stellplatz bei Bruno ist empfehlenswert, beides laut und nicht gerade sauber, aber für unser Vorhaben halt ideal gelegen.
Wir unternehmen einen Tages- Ausflug nach Livingston. Livingston liegt am karibischen Meer und man kann diese Stadt nur mit dem Boot erreichen. Im „Colectivo Lancha“ das ist quasi der Autobus auf Wasser, fahren wir 2,5 Stunden stromabwärts auf dem Rio Dulce in herrlicher Natur, bis wir diese Stadt erreichen. Schweine am Strand sind in Livingston normal, manche der angebotenen Souveniers sollten aber besser nicht am Zoll vorbei geschmuggelt werden.
Mit uns, das Boot ist total überfüllt, fahren auch die Deutschen Sandi und Nadine, die in Guatemala Backpacker- Urlaub machen, mit. Die Rückfahrt ist dann doch ziemlich nass, es geht gegen den Strom und ich sitze außen, also ist mal wieder T-Shirt auswinden angesagt. Der Reiseführer hat recht, wenn er von einem einmaligen Erlebnis dieser Bootstour spricht.
Wer hier mal „Urlaub vom Stress“ machen will dem sei, je nach Geldbeutel, das Backpacker- Hotel in Rio Dulce, oder die Finca Tatin empfohlen. Besonders Letzteres liegt mitten im Urwald, ist nur mit dem Taxi Boot zu erreichen, bietet einfachste Unterkünfte und es gibt dort, außer Krokodilen im Wasser und somit auch nicht gerade als Badeurlaub bezeichnend, eigentlich nichts. Wer seinem Feind mal eins auswischen will sollte ihm einen Urlaub dort schenken und diesen da mal ohne Leselektüre hinschicken. Der kommt vielleicht erholt zurück….
Und trotzdem hat diese Gegend etwas, man trifft viele unterschiedliche Leute. Die junge Nadine, die schon im Oman gelebt hat, die hübsche Finnin mit ihrem Freund, der einem Rocker gleicht, oder William aus den USA, der alleine mit Koch und Putzfrau auf dem Katamaran lebt und die Bahamas wie seine Westentasche kennt. Die vielen Luxusyachten mit Wassergarage und Villen mitten im Urwald, daneben die ärmlichen Hütten der Fischer. Warme Quellen mitten im Fluss, die an einer kleinen Stelle den sonst kalten Fluss erwärmen… alles irgendwie interessant.
Von Rio Dulce über Coban nach Semuc Champey gibt es drei Straßen, eine rote und zwei gelbe. Wir wählen, trotz Überfallwarnungen des Reiseführers, die gelbe direkt am Lago Izabal entlang und dieser Tag hat es in sich. Für die 200 Kilometer brauchen wir 12 Stunden, der Unimog braucht geschlagene 36 Liter Diesel auf 100 Kilometer und fährt fast immer mit Allrad. Wir können zum Glück keinen Überfall vermelden und geben auf solche Warnungen nicht immer was, aber 2 Meter lange und breite Löcher in Brücken sind schon eine Herausforderung. Besonders die letzten 30 Kilometer vor dem Ziel ist der Unimog in seinem Element, auf solchen Geröllstraßen mit tollen Steigungen und Gefällen fühlt er sich einfach sau wohl. Inge findet das nicht so toll, denn es ist schon dunkel und man erkennt nicht immer was wir da überfahren, so gibt es mal wieder, sagen wir mal, unterschiedliche Meinungen über das Fahren bei Nacht. Einem Fahrzeug mit 2-Rad- Antrieb würde ich die Strecke nicht gerade empfehlen, das Ziel, Semuc Champey , aber schon.
Wir übernachten vor den Toren des Hostels Utopia, die Abfahrt an dieses Hostel würde gehen, aber es besteht dort keine Umdrehmöglichkeit, Gott sei Dank habe ich die Anfahrt zuerst bei Dunkelheit abgelaufen, denn rückwärts ungeteerte Serpentinen fahren mit 18% Steigung, ist nicht gerade was man unbedingt braucht. Semuc Champey, das sind direkt aus dem Berg gespeiste Naturwasser- Becken, gleich mehrere hintereinander. In diesen glasklaren Kaltwasser- Pozas kann man herrlich baden… und sich von den Fischen anknappern lassen. Es sind so viele kleine Fischchen in diesen Becken, die ohne jegliche Scheu, an der Haut knappern, manchmal ganz schön heftig. Es ist einfach toll hier, man kann von Wasserbecken zu Wasserbecken rutschen, die riesigen Kalksteine in den Becken machen es möglich, oder aber auch von der Eingangsbrücke 10 Meter ins klare Nass springen. Besuchen sollte man dieses Naturschauspiel am besten unter der Woche. Wir hörten von Menschenmassen am Wochenende trotz dieser schwierigen Anfahrt.
Die nächste Übernachtung machten wir auf dem Parkplatz des Restaurants San Rafael vor den Toren der Stadt Coban. Das Restaurant bietet beste Küche in herrlichem Ambiente und weil wir am Vortag dort so herrlich speisten (Inge fand das Kak ik so toll, irgend so nen guatemalisches Spezialgericht mit Pampe in Bananenblättern gewickelt, (ich entscheide mich da lieber für nen saftiges Steak) und uns der Besitzer mit den Worten: Welcome to San Rafael und My Home is your Home begrüßte, kamen wir dort auf der Rückfahrt nochmals vorbei, nahmen sein: my Home is your Home wörtlich und nächtigten dort.

und auch das gehört zu Guatemala. Die 3-rädrigen Taxis bringen die Bevölkerung innerorts mit Ihren Waren ans gewünschte Ziel.
Am nächsten Tag führt unser Weg nach Antigua. Auf dem Weg wird getankt und, das haben wir schon öfters in diesem Land gesehen, das Fahrzeug bei Konsum von Diesel oder Super auch kostenlos gewaschen. Wir testen es und es stimmt. Als Dankeschön fürs Tanken bekommt unser Mog eine kostenlose Schaumwäsche per Hand und der Unterboden eine Megabestrahlung mittels Dampfstrahler. Zuerst geht es auf der CA 14 durch sehr schönes Bergland. Interessant zu beobachten, wie riesige Felder noch mit der Hacke von Hand bearbeitet und urbar gemacht werden. Weiter über die CA 9 quer durch Guatemala- Stadt, da wir keine Umgehungsstraße fanden.

und deswegen wollte ich nie Elektriker werden. Bei dieser guatelemalischen Verkabelung blickt doch kein Schwein mehr durch.
In Antigua wählen wir als Übernachtungsort, wie viele andere Reisende auch, das Gelände der Touristen Polizei aus, auf dem man kostenlos nächtigen kann. Bedingung: maximal 5 Tage, keine Drogen, kein Alkohol und um 22 Uhr werden die Tore geschlossen und Nachtruhe verordnet. O.K.: so genau darf man diese Vorgaben nicht nehmen, es ist gerade 23.30 Uhr als ich diese Zeilen, bei einem gemütlichen Glas Rotwein, schreibe. Neben uns steht auf dem Gelände zur Übernachtung noch ein Camper mit zwei älteren Frauen aus dem französischen Teil der Schweiz und Christian und Claudia aus Chile (www.dealaskaapatagonia.com), die ihren Van mit Camperaufbau in Canada gekauft haben und auf dem Weg zurück nach Chile sind.
Antigua ist Weltkultur- Stadt und sicherlich der Ort, wo alle Guatemala- Reisenden mal landen. Die im alten Stile renovierten Häuser, die Touristen, die alte Kopfsteinpflaster- Straßen. Schön anzusehen, wir bleiben hier 2 Nächte. Und Guatemala ist Kaffeeland, überall treffen wir auf Anbaugebiete für das schwarze Getränk. Was uns hier auch besonders schmeckt sind die frischen Säfte aus Obst und Gemüse, 100% Natural von 100% Guatemala-Girls zubereitet, für 12 Quetzals (1 €) das Glas.
Es geht weiter an ein weiteres Highlight Guatemalas, den Atitlan- See. Wir stehen hier 4 Nächte in Panajachel am Hotel Vision Azul auf einer großen Wiese neben dem hauseigenen Schwimmingpool. Vom See aus erkennt man ihn kaum, unseren Unimog. Dieser tiefste See Central- Amerikas liegt umrahmt von 3 Vulkanen und ist schon ein Hingucker. Die meisten Ortschaften sind auch hier nur per Boot erreichbar. Nachdem ich einen Tag lang aufgrund starker Rückenschmerzen fast unbeweglich war und das mitgenommene Tigerbalsam sowie die in der Apotheke einzeln zu kaufenden Tabletten Wunder wirkten, besuchten wir u.a. San Marcos La Laguna, San Pedro La Laguna und Jaibalito.
Außerdem schauen wir bei dem Aussteiger Hans Schäfer aus Ammerdingen/BW, der vor einigen Jahren seine Posada an diesem See eröffnete, vorbei. In Jaibalito bekommt man bei ihm, man glaubt es kaum, neben Sauerkraut, selbstgemachten Sauerteig-Brot und deutschem Weissbier auch Appenzeller Käse und Kässpätzle serviert. Ja, drei Maya Frauen hat er in der Küche und diesen das Zubereiten von Spätzle beigebracht. Einnehmen kann man diese Speisen in seiner einfachen Außenwirtschaft, zwischen Hunden, Gänsen und Hühnern. Die Übernachtung in seiner Posada kostet 3 € die Nacht, ein ganzer Monat 60 €… inkl. Verpflegung. Ja so geht es auch, manchmal verstehe ich die Aussteiger. Hans ist im ganzen Dorf beliebt und hat seine Nachbarn auch bei großen Katastrophen, wie im Jahre 2010, nicht im Stich gelassen. Er bietet Internet seinen Gästen und Dorfbewohnern an, verkauft Gas und einheimischen Kaffee.
Unser Fazit über Guatemala: das Land erkennt den Tourismus als Chance und als Geldeinnahmequelle. Das Land ist herrlich grün, bergig und was fürs Auge. Das Beeindruckteste für uns sind die farbenfrohen Kleider der Mayafrauen, die farbenfrohen Märkte und selbst die Fahrzeuge, vor allem die Überlandbusse, sind herrlich bunt.
Hinweis: Obwohl die Sicherheit in diesem Land großgeschrieben wird, es gibt eine Touristenpolizei, sind nicht alle Wege und Straßen rund um den Atitlansee sicher. Vor allem die Strecke zwischen San Pedro La Laguna und Santiago Atitlan sollte gemieden werden, so die immer wieder hörende Aussage von Einheimischen. Auch einer unserer Reisebekanntschaften (Alex) wurde dort überfallen, Geld und Fotoapperat abgenommen. Das selbe gilt für die kleineren Zufahrtsstraßen rund um den See und auch die Spazierwege abseits der Öffentlichkeit sollten am Atitlan See, genauso wie die Hauptstadt Guatemala- City, gemieden werden.
Aber es ist ein tolles Land, das immer mehr als Touristenland erkannt wird.