der Geysir- Eierkochtest in Nord-Chile

Lamas und Vulkane, seit Monaten im Anden- Gebiet unsere ständigen Begleiter

Lamas und Vulkane, seit Monaten im Anden- Gebiet unsere ständigen Begleiter

Für uns ist Chile, zumindest dass, was wir bisher im Norden dieses Landes gesehen haben, kein typisches Südamerika- Land. Dieses Land passt besser zu Europa als zu Latein- Amerika. Das erkennt man schon daran, dass fast alle Läden am Samstag bis spätestens 14 Uhr dicht sind. Für uns, seit Mexiko, ein ganz abnormales Bild das zum Umdenken der Einkaufs- Gewohnheiten führt. Und auch die Kleidung der Leute in Chile ist eher europäisch.

Einzig die Landschaft, und das auch nur in der Höhe, in den Anden, passt nicht zu Europa. Wir fahren deswegen nach einem ausgiebigen Einkauf in der erst größeren Stadt Arica in Chile wieder in die Berge und somit wieder zu unseren Lamas und zu den Vulkanen die uns seit Monaten begleiten. Das Einkaufen war notwendig, denn über die Grenze darf man nichts „frisches“ bringen. Kein Obst, Wurst, Fleisch, Gemüse, Eier…

Das Essbare wird an der Grenze abgenommen und deswegen haben wir, wie es sich als Schwabe gehört, am letzten Tag in Peru alles aufgegessen, auch wenn der Ranzen schon spannte und eigentlich nichts mehr rein passte.

IMG_3907Unser erstes Ziel in diesem Land ist die Laguna Chungara die im Reserva National des Vicunas liegt und von dort geht es weiter zum Salir de Surire. Diesen Offroad- Track machten wir wieder mit den Reise- Bekanntschaften Holger, Vivian, Michel und Sonja, die wir auf dem Weg dorthin an einem ungewöhnlichen Übernachtungsplatz getroffen haben. Wir hörten von heißen Quellen auf 4.500 Metern Höhe, die da oben aber nicht zum Baden geeignet sein sollen. Weicheier, alles Gerüchte dachten wir, wir testen das einfach mal aus ob das wirklich so ist.

IMG_3900Zwischen 45° und 59° messen wir die Wassertemperatur in dieser Lagune. Nein, das ist nicht der in der Überschrift beschriebene Geysir- Eierkochtest, der kommt im Bericht weiter unten. So suchten wir uns die „kälteste Stelle“ in dieser Lagune zum Baden aus und rein ging es ins heiße Nass. Ganze 15 Minuten hielten wir es in diesem heißen Wasser aus, dann mussten wir raus, die Höhensonne von oben und die Hitze von unten, das war zu viel für den Körper. Das mit dem Eierkochtest war doch nicht so falsch.

Sind wir noch in Chile oder schon in Bolivien? Wir wussten es nicht, immer wieder sichten wir Schilder „Bolivien“ haben aber keine Grenze überschritten. Ist ja auch egal, die Sand/Schotter- Pisten da oben in Grenznähe waren megageil zu fahren und die 2 Tage auf unbefestigten Straßen schlossen wir mit total verstaubten Fahrzeugen, einem platten Reifen an Michels Pinzgauer und einem vom Dach rutschenden Ersatzreifen am Unimog ab. Und dann trennten wir uns wieder, die Vier wollten in der Freihandelszone von Iquique, jetzt wieder an der Pazifik- Küste, einkaufen gehen und ich wollte weiter Richtung Süden die Atacamawüste erkunden. Aber wir vereinbarten erneut einen Treffpunkt, um die Lagunenroute von Bolivien gemeinsam zu befahren.

IMG_4019Wüste pur, nichts als Wüste und Sand, ellenlange, gerade Streckenabschnitte, jetzt bloß nicht einschlafen bei dieser eintönigen Fahrt. Abwechslung kommt auf als wir Hinweisschilder mit der Aufschrift „Bombenabwurfgebiet“ sichten, aber in dieser Einöde kommt auch keine Bombe von oben. Und auf dieser eintönigen Strecke fallen sogar die geringsten Kleinigkeiten auf. Ja, unser Tacho wechselt von 5 auf 6 Zahlen. Wir machen die 100.000 Kilometer gerade voll. Schnell ein Foto und dann wieder hunderte von Kilometern gerade aus. Wüste halt, Atacamawüste… die trockenste Wüste der Welt.

Und wir müssen in der Wüstenstadt  Antifagasta weitere Kleinigkeiten am Fahrzeug reparieren, der Linear- Treppenmotor gibt nun entgültig den Geist auf, also wird dieser ausgebaut und die Treppe mit Haltern versehen und ab sofort manuell bedient, die Bremsbeläge vorne müssen gewechselt, ein abgerissener Fühler im Bremsflüssigkeitsbehälter neu angelötet und unser Fenster erneut bearbeitet werden, damit dieses wieder geöffnet werden kann. Aber wir sind die vielen Reparaturen ja bereits gewohnt.

Auch in Antifagasta werden wir, gerade als wir unseren Übernachtungsplatz am Stadtstrand auserkunden, wieder zur Hilfe gerufen. Ein Wohnmobil springt nicht mehr an und bittet um Starthilfe. Bei der Batteriensuche am Uraltfahrzeug musste ich ins stehengebliebene Wohnmobil und wurde überrascht… von einer Dame mit Hotpants und Netzstrümpfen die anscheinend ihrem Gewerbe in diesem Fahrzeug nachgeht. Nein, wir helfen hier umsonst und wollen keine Bezahlung in Natural. Gern geschehen, und weg war ich wieder, nachdem ich ein „Anziehen“ des Fahrzeugs mittels Abschleppseil vorzog.

Die Wüstenhand, vom chilenischen Künstler Mario Irrazabal in 1992 geschaffen, steht ca. 100 km südlich von Antifagasta und diese ist unser nächste Ziel bevor wir wieder unsere Südroute verlassen und Richtung Norden einschwenken.

Über Calama fahren wir nach San Petro de Atacama und besichtigen noch am Abend das Mondtal (Valle de la Luna) mit bizarren Felsformationen, eine Cathedrale in einer Höhle und einer mondähnlichen Landschaft aus salzkrustenbedeckten Bergen und vom Winde geschaffenen Tälern.

In San Petro de Atacama, eine typische Turistadt, treffen wir wieder auf die „Vier“ (Holger, Vivian, Michel+Sonja) und machen zusammen am Folgetag zuerst eine Tour durch die Altiplanolandschaft und anschließend führt der Weg zum höchst gelegenen Geysirfeld der Erde, El Tazio. Dort oben auf knapp 4.300 Metern Höhe, nachts hat es Minusgrade, wollen wir nach einem Bad im warmen Wasser der Lagune unseren Eiertest machen.

Nach dieser Erfahrung weiß Inge zumindest welche Kochzeiten meine Frühstückseier in den verschiedenen Höhen zukünftig haben müssen. Diese Altiplano- Landschaft ist schon sehenswert, der Wechsel von kochendem Wasser, schneebedeckten Vulkanen und Wüste, traumhaft schön.

Wir übernachten am Verwaltungsgebäude von El Tazio und stehen am nächsten Tag schon um 5 Uhr auf. Die Rauchschwaden der vielen, vielen Geysire sind sehenswert und nur am Morgen interessant. Aus diesem Grund tauchen hier auch schon in aller „Herrgottsfrühe“ scharenweise die Touristen- Kleinbusse auf. Aber die hohen Wasserfontänen, wie wir sie aus den USA kennen, sind nicht vorhanden und diese haben wir vermisst.

Wir fahren weiter, zuerst zurück nach Calama, kaufen „satt“ ein, füllen unsere Dieseltanks auf und rüsten uns für die Lagunenroute in Bolivien, auf der es bekanntermaßen weder Diesel noch Essbares gibt. Ja nicht einmal Mülleimer findet man da vor, also 5 Tage lang den Müll mitschleppen. Zuvor machen wir aber noch einen Abstecher ans „tote Meer“denn auch hier in Chile gibt es ein ähnliches Phänomen, die Laguna Cejar, die so salzhaltig ist dass man nicht unter gehen kann. Also wiederholt ins Wasser, die Hände auf den Rücken und einfach treiben lassen… schade dass ich keine „Bild“ zum Lesen hatte.

und unser Fazit über Nord- Chile: europäisch und teuer, landschaftlich ähnlich wie Peru, zumindest was die Anden angeht. Die entäuschenden, langweiligen, europäisch wirkenden Städte werden durch die grandiosen Landschaften in den Bergen wettgemacht. Aber, wir haben schon interessantere Länder auf unserer Reise entdeckt.

 

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