Die gefährlichste Straße der Welt ist in Bolivien

da lacht Sie noch mit Ihren Fingerpuppen, nach Bolivien ist Ihr das Lachen vergangen

da lacht sie noch mit ihren Fingerpuppen, nach Bolivien ist ihr das Lachen vergangen

als wir, von San Petro de Atacama (2.500 Meter) in Chile kommend, die Grenze nach Bolivien in 4.500 Metern Höhe auf Schotterpisten nach 2 Stunden erreichten, ahnten wir noch nicht, was uns in diesem Land erwartet. Hinterher können wir aber sagen, es war landschaftlich sicherlich eines der interessantesten Länder mit unvergesslichen Highlights, aber auch totalen Tiefschlägen.

An der Grenze bekommen wir nur 30 Tage für den Aufenthalt der Personen in den Pass gestempelt, für das Fahrzeug müssen wir die Deklaration, diesmal mit 90 Tagen Aufenthalt fürs Kfz, am Zoll an anderer Stelle erst 2 Tage später machen, und zwar bei einem Zoll „in Apacheta“ auf sage und schreibe 5033 Metern Höhe.

IMG_4233Es dürfte das wohl weltweit höchstgelegene Zollgebäude sein. Und nicht nur einen 5000- er Zoll bietet Bolivien, mit La Paz hat dieses Land auch den weltweit höchst gelegenen internationalen Flughafen auf 4.100 Metern Höhe. Allein die Landebahn ist über 5 Kilometer lang und diese Länge benötigen die Piloten auch für das Starten und Landen in dieser Höhe und zwischen den Bergen. Und bis 2010, dann schmolz der Gletscher, hatte Bolivien auch das höchst gelegene Skigebiet der Welt mit knapp 5.300 Metern Höhe zu bieten, dessen Serpentinen wir, später in diesem Bericht, mit unserem Unimog auch hinauf fuhren. Und auch der weltweit größte Salzsee ist mit dem Salar de Uyuni in Bolivien, für mehr als 100 Jahre reicht weltweit das Speisesalz noch, das von hier aus in die ganze Welt geschickt wird. Und auch die „Todesstraße„, die angeblich gefährlichste Straße der Welt ist in diesem Land.

IMG_5435Wir starten also unsere bolivianische Lagunenroute gleich nach der Grenze, mit der Laguna Blanco und der Laguna Verde, an letzterer übernachteten wir auch erstmals auf 4.500 Metern Höhe. Der Grund für die Übernachtung genau dort ist schnell erklärt. Morgens, so gegen 11 Uhr, färbt sich dieser See von dunkelblau innerhalb von 30 Minuten in smaragdgrün. Und dieses Schauspiel konnten wir am nächsten Morgen auch tatsächlich beobachten. Weiter geht es über kleinere Lagunen, z.B. über die Lagune Chalviri mit einem Warmwasserpool, zur Laguna Colorado. Diesmal haben wir dieses Spektakel anstatt smaragdgrün mit roten Wassertönen. Einfach phänomenal, was bestimmte Unterwasserpflanzen in Verbindung mit intensiver Sonneneinstrahlung bewirken können. Über 60.000 Flamingos leben hier in diesem Gebiet, vor allem an der Colorado sind diese Vögel zu Tausenden zu sehen.

5 Tage ohne Zivilisation, ohne Einkaufsmöglichkeit, ohne Tankmöglichkeit und ohne Möglichkeit einer Müllentsorgung haben wir nur für die Lagunenroute eingeplant. Diese ca. 500 Kilometer lange Wellblechpiste lässt meistens nur 20 km/h Fahrgeschwindigkeit zu, ist staubig, anstrengend und rüttelt einen durch. Die immer wieder auftretenden Sandpassagen bedeuten für uns, dass der Allrad erst gar nicht mehr ausgeschaltet wird.

Holger bleibt in einem Canyon hängen und reißt sich das Tank- Befestigungsband ab. Aber er hat zum Glück ein Ersatzband dabei, nach 1 Sunde ist dieses montiert und es geht weiter. Nachts hat es satte Minusgrade, Morgens um 6 Uhr hat es 0°, um 7 Uhr dann schon 15° und eine halbe Stunde später zeigt das Thermometer schon 25° an, bei strahlend blauem T-Shirt Sonnenscheinwetter tagsüber und benötigten Winterjacken ab 17 Uhr. Es ist eine andere Welt, eine nie mehr vergessene Ansicht der Berge und Lagunen, die jeder, der diese Tour schon einmal gefahren ist, sicherlich bestätigen kann.

IMG_4323Natürlich fordert eine solche Strecke ihren Tribut. Da ist immer anschließend „Reparatur“ angesagt. Hier muss der Michel mal wieder, wie schon so oft, einen seiner Reifen flicken. Vielleicht hört er ja irgendwann auf mich und fährt seinen Pinzgauer mit schlauchlos Reifen. Aber er bekommt zumindest in Südamerika neue Reifen für seinen Pinzgauer. Durch meinen Reifenplatzer in Peru habe ich jetzt ein Problem und meine geplante Rechnung geht nicht mehr auf.  Ich muss irgendwie und irgendwo zumindest noch einen Reifen herbekommen sonst schaffe ich die geplante Strecke mit den bestehenden Schlappen nicht mehr. Leider sind alle bisherigen Anfragen vergeblich, 365/80R20 gibt es in Südamerika nirgends.

IMG_4292Und auch das haben wir in dieser Gegend vielfach gesehen. Illegaler Coca- Anbau. Der Anbau ist zwar in Bolivien  für Coca- Tee erlaubt, die Herstellung von Rauschgift aber verboten. Und deswegen gibt es diese „illegalen“ Anbauten, damit niemand nachvollziehen kann für was dieses Grünzeug verwendet wird. Aus dieser Pflanze wird also das Rauschgift „Kokain“ gemacht dass man durch die Nase zieht wie einst unser Trainer Christoff Daum oder viele andere bekannte Persönlichkeiten.

In direktem Anschluss geht es auf den Salar de Uyuni. Endlich mal, ohne durchgerüttelt zu werden, ellenlange gerade und Stoßdämpferschonende Pisten, das Ganze auf einem Salzsee. Man sieht eine Insel (TNA), denkt das diese 5 Kilometer entfernt ist, tatsächlich fahren wir aber 70 Kilometer bis zum Ziel, der weiße Untergrund und die berglosen Ansichten täuschen einem vor, dass man ganz in der Nähe ist.

Wir fahren auf Salz, das teilweise bis zu 110 Metern dick ist, mit unseren tonnenschweren Fahrzeugen. Um uns herum ist es weiß, einfach nur weiß. Immer wieder sichten wir im Salz die gefährlichen Ojos, die Wasserlöcher und weichen diesen geschickt aus, so wir das auch im Vorfeld gelesen haben.

Auch gelesen haben wir, dass wir die „braunen“ Stellen in Inselnähe meiden sollten. Es ist der 23. Dezember. Unser Plan: „weiße“ Weihnachten auf einer Insel auf dem Salar zu feiern. Wir steigen aus, begutachten die Fahrt über die braunen Stellen zur Insel, halten diese für „tragbar“ und „befahrbar“ und fahren los. Zuerst der Michel mit seinem Pinzgauer…. geschafft, dann der Unimog…eingesunken… wir sitzen mit dem gesamten Fahrzeugboden auf, die Achsen sind „Land unter“ und die Reifen nur noch als Silouette erkennbar, und das, obwohl der Unimog eine beachtliche Bodenfreiheit hat.

o.k., der Tag ist gelaufen dachten wir, mit 6 Personen sollte es in ein paar Stunden zu schaffen sein. Denkste….. 5 Tage, 6 Personen, jeden Tag 8 Stunden schaufeln war angesagt. Von 23. bis 29. Dezember hatten wir zwar „beschissene“ aber dafür wahrlich „weiße“ Weihnachten. Am zweiten Tag hat es mich dann abends umgehauen, dass Fahrgestell ist einfach zusammen geklappt und ich war auch kurz weg. Keine Ahnung was da mit mir los war. War es die Hitze, die Aufregung eventuell das Fahrzeug zu verlieren, ich war aber kurz darauf wieder ansprechbar. Die Anderen haben mir dann „Schaufelverbot“ verordnet, ein Problemkind mit Namen Unimog reicht, meinten sie. Hunderte von Salzplatten wurden von den Frauen gestochen und mit nicht mehr zählbaren Anheben der Reifen wurden diese Salzplatten als Untergrund unter die Reifen geschoben und durch Ablassen verpresst, immer, immer wieder und wieder bis das Fahrzeug einigermaßen endlich auf „Salzniveau“ stand. Pro Tag ein Reifen, Anstrengung pur, dazu die Hitze und die Höhenlage.

Ein Herausziehen durch Holgers MAN war zu gefährlich, zu groß die Möglichkeit dass er selbst auch durch das Zuggewicht einsinken könnte. Michels Versuch Hilfe in Form eines Traktors oder LKW`s mit Seilwinde aus dem 70 Kilometer entfernten Uyuni zu bekommen wurde zwar im Ort zugesagt, aufgetaucht ist aber keiner. Sicherlich auch aufgrund der Gefahr des „selbst Einsinkens“ bei Ziehen eines 11- Tonnen Fahrzeugs. So blieb nur das Schaufeln übrig.

Am vorletzten Tag wurde es dann noch einmal eng. Um 22 Uhr fing es zu tröpfeln an und Regen bedeutet auf dem Salar: sofort runter, es bleiben vielleicht nur 30 Minuten. Die Notkoffer wurden schon 2 Tage für einen solchen Fall gepackt und standen bereit. Den Salar verlassen bedeutet aber auch das Fahrzeug „für immer“ aufzugeben. Eine Abstimmung unter den 6 mittlerweile Freunden brachte das Ergebnis: wir bleiben und hoffen dass es beim Tröpfeln bleibt, sobald es richtig regnet starten wir umgehend. Die Entscheidung war richtig, es blieb beim Tröpfeln und am 5 Tag hatten wir dann, mit weiterer Hilfe einer bolivianischen Familie, das Fahrzeug draußen. Die etwas unverschämte 600 US$ Hilfe war mir da völlig egal, Hauptsache wir haben den Bock wieder auf festem Untergrund. Und dann nichts wie runter vom Salzsee, denn unser Wasservorrat und auch die Lebensmittel wurden schon Tage davor rationalisiert, denn wir hatten nur Wasser und Lebensmittel für 5 Tage Lagunenroute gebunkert, die zusätzlichen 4 Tage standen nicht auf dem Plan. Eine Intensiv- Unterwäsche ist dringend nötig und wurde auch gleich im Anschluss in Uyuni gemacht, die Schäden durch diese Aktion kommen erst später zum Vorschein, aber Hauptsache wir haben das Fahrzeug vorerst wieder fahrbereit.

La Paz ist die größte Stadt in Bolivien

La Paz ist die größte Stadt in Bolivien

Wir fahren auf einer Nebenstrecke, ebenfalls auf Schotter, 2 Tag lang nach La Paz und nisten uns dort im Hotel/Camping Oberlander ein dass von einem Schweizer geführt wird. Auch das ist ein bekannter Traveller- Übernachtungsort, dem zu Folge treffen wir hier auch auf Stefan und Petra mit ihrem 6×6 KAT- MAN aus Deutschland, Lisbeth und Leo aus der Schweiz mit ihrem Mercedes 1017 und Udo und Petra mit ihrem Iveco Daily, der seit Tagen nur im Notlauf fährt, sowie weitere Reisende. Dort erholen wir uns erst mal von den Anstrengungen mit Super Essen (das war ich den Helfern schuldig), feiern Silvester und bleiben 6 Tage. Wir besichtigen diese Stadt und bewundern, wie man eine solch große Stadt an die Berghänge bauen kann. Eine Untertunnelung ist aufgrund der Hanglage nicht möglich, deswegen wurden Seilbahnen als Fortbewegungsmittel für die viel zu engen und überlasteten Straßen gebaut.

Wir holen in diesen Erholungstagen unsere Gelbfieberimpfung nach, die wir in Deutschland vergessen haben und die laut Berichten bei der Einreise nach Brasilien in Amazonasnähe verlangt wird. Das Impfmittel muss selbst in der Apotheke besorgt werden, das geht problemlos auch Sonntags. Gespritzt wird für einen Euro pro Nadel im Krankenhaus, auch ohne Voranmeldung und am Feiertag ist das hier kein Problem.

Die Todesstraße der auch Death Road genannt

Die Todesstraße oder auch Death Road genannt

Und wir erkunden uns in diesen freien Fahrtagen über die Befahrbarkeit der La Carretera de los Yungos oder auch El Camino de la Muerte genannt, der sogenannten Road of Death, Grove`s Road, Coroicoroad oder wie sie auch immer genannt wird. Bei uns ist sie eben als sogenannte Todesstraße bekannt, die ca. 70 Kilometer lang und auch 70 km von La Paz entfernt liegt und immer noch als gefährlichste Straße der Welt von der Inter American Development Bank bezeichnet wird, weil jährlich über 300 Reisende dort ihr Leben lassen. Aufgrund eines Land-Slide ist die Befahrbarkeit aktuell für LKW nicht möglich, erfahren wir.

So schnell geben wir nicht auf… Holger, Michel und ich mieten uns 3 Enduro Motorräder und machen uns auf den Weg und hatten dabei so viel Spaß, dass wir diese Todesstraße sogar zweimal befahren haben. Anstrengender als diese ca. drei Meter breite Schotterstraße war da die Anreise zur Todesstraße auf Teer: Mit viel Regen und Schneeschauer mussten wir über einen Pass von 4.650 Metern Höhe die 3 Enduro- Hondas bringen. Wir waren danach total durchnässt als wir die Einfahrt zu Deathroad erreichten. Linksverkehr herrscht auf dieser 70 Kilometer langen Strecke. Der Grund: Die Fahrer müssen aus dem Seitenfenster schauend den Abgrund sehen können bzw. wie weit sie das Vorderrad über den teilweise 600 Meter tiefen Abgrund balanzieren können. Und wir haben vom Motorradverleiher, als er hörte dass wir diese Strecke hoch und runter gefahren sind, auch gleich T-Shirts geschenkt bekommen mit der übersetzen Aufschrift: Wir sind sie gefahren, die gefährlichste Straße der Welt. Mehr Infos zu dieser Straße unter:

http://www.dangerousroads.org/south-america/bolivia/44-death-road-bolivia.html

Allerdings sind wir auf dieser Reise schon gefährlichere Straßen gefahren, so gefährlich ist diese Todesstraße, vor allem seit es eine neue Teerstraße als Ausweichstrecke für LKW gibt und deswegen bei LKW Fahrern kein Muss mehr ist, nun auch wieder nicht. Ich hätte dies auch trotz des Erdrutsches mit dem Unimog fahren können. Die paar Fluss- Durchfahrten und unter einem Wasserfall hindurch, das wäre schon gegangen. 1 bis 2 „enge Passagen“ hätte es gegeben, aber machbar wär es auch mit einem 3,70 Meter hohen Fahrzeug gewesen. Aber, Sie gehört nun mal dazu zu solch einer Reise, und wenn die uns mit einem LKW nicht lassen, müssen es eben Motorräder sein.

Bolivianischer Diesel

Bolivianischer Diesel

Ein Wort zum Bolivianischen Diesel: Dieser ist scheiße, dreckig und mit Wasser vermischt, wie auf dem Bild links erkennbar. Aber was will man machen, rein damit in den Tank, es gibt nichts besseres, in der Hoffnung, dass die Dieselpumpe es auch so sieht. Denn man ist froh, wenn man als Tourist überhaupt Sprit bekommt. Uns ist es dreimal passiert, dass wir mit den Worten „kein Diesel für Touristen“ verwiesen worden sind und die Einheimischen direkt neben uns den Tank füllten. Da nützt es auch nichts wenn man, so wie ich das immer machte, die Tanke stundenlang mit den Worten blockierte: Kein Tropfen mehr drin, kann nicht mehr weiter fahren. O.K. 5 Liter Sprit schenken wir dir damit du weiter fahren kannst ist die Antwort und als Gegenleistung für das Blockieren gedacht. Und wenn man mal eine Tanke findet, die einem Diesel verkauft dann ist dieser, staatlich geregelt, dreimal teurer. Der Einheimische zahlt 3.50 Bolivianos, der Tourist 8.90 Bolivianos für den Diesel, eine Frechheit.

So fängt man dann in diesem korrupten Land zu handeln an, einigt sich irgendwo in der Mitte zwischen Einheimischen und Touristenpreis, natürlich ohne Faktura und nur mit Barzahlung. So schiebt der Tankwart den Mehrwert in die eigene Tasche und muss nicht die komplizierten staatlichen Formulare für den erhöhten Abgabepreis ausfüllen. Oder man tankt mit Kanistern, ist zwar umständlicher, aber dann bekommt man zumindest die benötigte Flüssigkeit zum Weiterfahren. Tankt man an „Abseits- Tankstellen“ kann man besser handeln, aber der Diesel, weil länger in den Großtanks der Tankstelle lagernd, ist noch wasserhaltiger. Nimmt man frequentierte Tankstellen haben diese zwar „besseren“ Diesel sind aber Videoüberwacht und ein Handeln ist nicht möglich. An den wenigen staatlichen YPFB Tankstellen bekommt man zumindest immer Diesel, wenn auch ausschließlich zum Touristenpreis. Also niemals auf den letzten Tropfen fahren, das Tanken ist immer eine Lotterie in Bolivien.

IMG_4390Die Trennung von unseren Reisefreunden naht. Wir wollen den Süden des Kontinents erkunden, Holger und Michel mit Anhang wollen dagegen über Manaus in den Norden von Südamerika bis franz. Guyana fahren und dann an der brasilianischen Küste wieder runter. Wir suchen also zuerst mal den Weg zum ehemaligen Skigebiet auf den Chacaltaya in 5.300 Metern Höhe alleine. Wir wissen nicht viel darüber, haben nur einen alten Reisebericht aus dem Jahre 2006 mit ein paar Sätzen darüber zur Hand und das sollte sich rächen. Ein Parkplatz soll da oben sein, wir gehen deswegen von einer Teerstraße aus. Fehlanzeige. Der steinige Camino wird immer schmäler, die Hänge immer steiler, die super engen Serpentinen zwingen zum Rückstoßen, in vielen dieser Haarnadeln teilweise sogar zweimal, damit ich um die Kurve komme. Ein Umdrehen ist nicht mehr möglich, alles viel zu eng, viel zu steil, es bleibt nur die Fahrt nach vorne und das Hoffen auf den angeblichen Parkplatz.

Es fängt zuerst zu regnen, dann zu schneien an, seit Stunden kein Mensch oder Fahrzeug sichtbar, einzig der Höhenmesser sagt uns wann wir oben sein dürften. Die letzten 100 Meter waren dann der Horror, wir mussten, um umdrehen zu können, noch über ein Eisfeld und dann fing der Unimog zu rutschen an. Ich weiß nicht mehr was schlimmer war, das Geschrei vom Beifahrersitz kommend oder mit angezogenen Allrad- Feststellbremsen das Fahrzeug zu bewegen, der Allrad, Sperren und die Fußbremse hielten jedenfalls das Fahrzeug nicht mehr. Und ich dachte immer: kein Mensch braucht eine Allrad- Feststellbremse. Heute, nachdem Sie uns den Unimog gerettet haben, bin ich schlauer. Kein Wort wurde über Stunden auf der Runterfahrt gewechselt, nur runter… irgendwie runter von diesem „Ausflug“. Wieder so ein bolivianischer Schock was wir da erleben durften.

Der erste Schaden unseres „Salzsee Versenkens“ macht sich bemerkbar. Einer der vier Plastik-Bremsflüssigkeitsbehälter ist abgebrochen. Der erste Versuch mit Kleben hielt leider nicht. Not macht erfinderisch, so wurde eine alte Plastikstoßstange zerschnitten, die kleinen Plastikstücke erwärmt bis der Kunststoff zu tropfen begann und Tropfen für Tropfen wurde eine Halbschale geformt. Hebt und ist dicht, zumindest bis heute.

der Titicacasee (bolivianische Seite)

der Titicacasee (bolivianische Seite)

Wir sind immer noch enttäuscht von unserem peruanischen Besuch des bekannten Titicacasee`s und unternehmen einen weiteren Versuch diesen See zu erkunden, diesmal von der bolivianischen Seite und hoffen dort Schöneres zu sehen als auf der peruanischen Seite. Wir werden nicht enttäuscht. Wir müssen den See an der engsten Stelle überqueren. Das geht nur mit Floßbooten aus Holz. Auf ein solches Floß mit einem 11 Tonnen Fahrzeug  drauf zu fahren kostet schon ein bisschen Überwindung. Aber der 20 PS Außenborder bringt uns sicher an die andere Seite.

Die Anfahrt nach Copacabana ist einfach ein Traum, die Stadt selber ein Wahlfahrtsort und gleichzeitig Namensgeber des weltberühmten Strandes in Rio de Janeiro, schön gelegen am See. Wir bereuen es nicht dort hingefahren zu sein, gehen im La Cupula mit Riesenportionen toll Essen und lassen an der Basilika, wie es sich gehört, unser Fahrzeug weihen. Der Ort ist bekannt für die Fahrzeugweihe die Glück bringen soll. Täglich um 10 Uhr und 14 Uhr finden sich dort Fahrzeuge vor der Kirche ein, diese werden geschmückt und dann kommt der Priester mit seinem Weihwasser und segnet das Fahrzeug und die Besatzung. Vielleicht hilft es ja, Fahrzeugpech hatten wir ja bisher genügend, vielleicht hört das ja jetzt endlich auf.

IMG_1031Ich brauche Tage und weiß nicht genau wie ich es Inge beibringen soll. Ich will zurück nach Uyuni, zum Salzsee, denn dort kommt die Paris-Dakar, die härteste Offroad- Rally der Welt, vorbei. Absolut nicht begeisternd darüber und tagelang nur das nötigste redend fahren wir wieder zurück nach Uyuni. Allerdings, das musste ich versprechen, nicht wieder auf den See selbst, sondern als Zaungast außerhalb wollen wir die vorbeirauschenden Dakar- Fahrer beobachten. Und wir erlebten am Streckenrand bei dem kleinen Örtchen Chita, ca 70 km außerhalb von Uyuni, neben Starkregen auch einen Wirbelsturm und total fertige, dem Wetter geschuldete Dakar- Fahrer. 3 Tage lang bleiben wir an einer Kreuzung mitten im Nichts, umzingelt von Fressbuden und Sonnenbrillenverkäufern, massig Zuschauern, Party pur und beobachteten vom Dach des Unimogs die Dakar- Rally.

Mit Lisa und Jason aus Nottingham/England gaben wir Motorradreisenden auch immer wieder eine trockene Unterkunft und Essen bei diesem Scheißwetter, die nur auf ihr Zelt in dieser Pampa angewiesen waren. Es war toll mit diesen beiden, die auch schon seit Monaten mit 2 BMW Motorrädern unterwegs sind und super Video und Bild- Aufnahmen auf ihrer bisherigen Reise machten. Schaut mal vorbei auf deren Webseite unter: http://twowheelednomad.com und bewundert die tollen Videos von den beiden.

In der Hauptstadt Bolivien`s "Sucre". Hier die Plaza de Mayo 25

In der Hauptstadt Bolivien`s „Sucre“. Hier die Plaza de Mayo 25

Nach der Rally fuhren wir in die angeblich schönste Stadt Boliviens, Potosi. Dass, was wir von der ehemaligen Silber- Stadt in der heute nur noch Erz abgebaut wird gesehen haben war nicht nach unserem Geschmack. Wir fuhren somit nur durch und vorbei, wir hielten nicht an. Und als Schluss besuchten wir noch die Hauptstadt Boliviens Sucre. Wir stellen uns, ganz frech auf den historischen und gleichzeitig ältesten Platz der Stadt, den  Gründungsplatz. Dieser ist ganz oben auf den Aussichtspunkt, auf den Convento la Recoleta mit herrlichem Blick über die Stadt. 2 Nächte blieben wir hier oben, keiner traute sich uns abzumahnen. Das muss ein VIP sein, hörten wir von Besuchern durch unser Wohnraumfenster, als wir von der Stadtbesichtigung mit seinen sehenswerten Kolonialbauten und der Plaza 25 de Mayo mit ihren vielen Bäumen zurück kamen.

Wir versuchten in Sucre eine Visaverlängerung zu bekommen, 30 Tage für dieses Land ist fast zu wenig. Das geht leider nur am letzten Tag, am Auslauftag wurde uns an der Immigrationsstelle mitgeteilt und würde bedeuten, dass wir 3 Tage länger in der Hauptstadt des Landes bleiben müssten. Nein, wir geben Gas und versuchen die Ausreise in unserer ursprünglichen 30 Tages Frist zu erreichen.

 

Am letzten Tag verabschieden wir uns aus diesem Land mit einer Schlammfahrt. Wir wollen nach Paraguay, die Landkarte zeigt eine Teerstraße bis zur Grenze. Tatsächlich ist der Weg durch die Berge aber „roter Sand“. Geht auch, kein größeres Problem für den Unimog wenn nichts entgegen kommt, zumindest so lange bis es zu regnen anfing.

Als uns in den Berghängen LKW mit Hänger rutschend entgegen kommen, fordere ich Inge auf auszusteigen und die Fahrbahnseite zu wechseln, zu groß ist die Gefahr dass diese Geschosse uns samt Unimog mit in die Tiefe reißen. Stunden lang schaufeln die Trucker trockenen Sand auf die Fahrbahn damit die Weiterfahrt für die LKW möglich ist. Die LKW Fahrer organisieren  „wer hoch und wer als nächstes runter fahren darf“ immer selbst.

Wir kommen schrittweise weiter, immer nur dann wenn die LKW Fahrer gerade schaufeln und nicht fahren können, passieren wir das rutschige Gelände, Kilometer für Kilometer. Dann hängt ein Taxi im Berghang, zwei LKW Fahrer sichern das hängende Fahrzeug bereits mit Seilen. Mit meinem Unimog kam ich da gerade richtig, weil eben nur ich, zuerst über einen Hügel und dann in einen Graben, aufgrund meiner Bodenfreiheit und Fahrzeuglänge fahren  und das Fahrzeug rausziehen konnte. Mit viel Beifall zog ich das Taxi da wieder hoch, die sichernden LKw`s immer ruckartig geradeausfahrend, damit die Sicherungsseile immer straff bleiben. Eine gelungene Aktion, die ich so auch noch nicht gemacht habe.

30 Tage blieben wir in diesem Land, die meiste Zeit in Höhen zwischen 4.000 und 5.000 Metern und kamen mit der Höhe, im Gegensatz zu anderen Reisenden die über Übelkeit, Kopfweh und Erbrechen klagten, recht gut zurecht. O.K., das Atmen fällt in dieser Höhe schon verdammt schwer, man hat immer das Gefühl der Atemnot, aber für solch eine Atemnot kauften wir im Vorfeld ein Spray ähnlich eines Astma- Sprays das wir aber nicht benötigten.

Unser Fazit Bolivien: Dieses Land ist unwahrscheinlich reich an Bodenschätzen und gilt trotzdem als ärmstes Land in Südamerika. Es fehlen die Ausländer, die erklären wie man diesen Reichtum aus der Erde holt. Und dieses Land ist korrupt. Man wird immer zur Kasse gebeten ohne Beleg, auch die Polizei macht da keine Ausnahme. (Für was muss ich diesen Betrag bezahlen? weil ich das so sage. Bekomme ich einen Beleg?.. nein) Die Mautstationen rechnen bei der Fahrzeug- Einstufung ab wie sie wollen, man braucht da schon gute Nerven und viel Streitpotenzial, um dies zu überstehen und zu verhindern. Viele Grenzbeamte verlangen Geld, meine Antwort war da immer: nein…. und mit einer gewissen Wartezeit geht es dann auch irgendwie immer ohne Geld.

Und wenn man dann liest, dass die deutsche Regierung erst wieder kürzlich 14 Millionen Euro an Schulden diesem „armen“ Land erlassen hat und deutsche Reisende gleichzeitig Touristenspritpreise bezahlen müssen kann einem schon der Hut hochgehen. Landschaftlich gesehen ist es aber sicherlich ein Highlight auf unserer Reise.

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