Da wir unseres Wissens die Ersten sind die ein Reisefahrzeug von Europa in den Oman verschiffen, haben wir hier die Eckdaten für solch eine Verschiffung zusammengestellt. Es gibt 3 Gründe warum wir den Oman nicht auf dem Landweg besucht haben:
1:) wir haben in 2019 aus familiären Gründen eine zeitliche Befristung für unsere Reisen.
2:) eine Anreise auf dem Landweg über den Iran, und nur das ist aufgrund der politischen Lage im anderen Nachbarland Jemen momentan möglich, würde ein zweimaliges Befahren des Iran erfordern. Und das ist aufgrund der Kopftuchpflicht (für die Frau) und des strikten Alkoholverbotes (für Mann und Frau) nicht gerade erstrebenswert. Zudem wird ein Iran Visum auf maximal 30 Tage ausgestellt. Bei einer Einreise über den Iran müsste man von unterwegs bei der Botschaft erneut ein Visa für die Ausreise beantragen, denn 30 Tage für den Oman inkl. An und Ausreise für den Iran ist nicht möglich oder zumindest hätte dies dann nichts mehr mit Urlaub zu tun.
3:) Um vom Iran in den Oman zu gelangen muss die „Wasserstraße von Hormus“ zwischen dem Persischen Golf und dem arabischen Meer überquert werden. Und das geschieht mit einer Autofähre (12 Std. Fahrzeit) als einzige Möglichkeit von Bandar Abbas/Iran nach Sharja/Dubai/VAE. Diese Fähre kostet ca. 1.300 € einfache Fahrt für ein Fahrzeug unserer Größe inkl. 2 Personen. Durch eine Verschiffung Europa/Oman kann man somit diese 1.300€ für die Hinfahrt sparen. Zusammen mit der Dieselersparnis und Mautgebühren für den Landweg der ca. 10.000 km langen Strecke von Deutschland in den Oman sind die Kosten der Verschiffung nahezu ausgeglichen.

wir verschifften mit der Hoegh Chiba
Ro-Ro Schiffe (Roll on -Roll off) fahren 2- bis 3- mal monatlich von Europa in den Oman. Ankunftshafen dort ist Sohar, ca. 200 km von der Hauptstadt Muskat entfernt. Abfahrtshäfen sind i.d.R. Hamburg, Bremerhaven, Valencia (Spanien), manchmal auch von Antwerpen oder Southampton in England. Weitere Anlaufhäfen sind nach der Einfahrt in den Suez Kanal noch i.d.R. Aqaba/Jordanien, Jeddah in Saudi- Arabien und Djibouti (Dschibuti), bevor Sohar erreicht wird. Die Fahrzeit von Hamburg/Bremerhaven ist ca. 22 bis 24 Tage bis nach Sohar. Die Schiffe sind reine „PCTC“ (Pure car and truck carrier), die ausschließlich Fahrzeuge (überwiegend Neufahrzeuge) transportieren. Liniendienste für solche Ro- Ro- Verschiffungen haben Gesellschaften wie Wallenius&Wilhelmsen, Höegh Autoliners oder auch Glovis/Hyundai betreibt solche Fahrten in den Nahen Osten. Während des 3 1/2 wöchigen Transportes kann man das Schiff, in unserem Fall die „Hoegh Chiba Vehicles Carrier“ im Internet unter marinetraffic.com verfolgen. Unseres Wissens sind Direktbuchungen bei solchen Gesellschaften nicht möglich, es bedarf dafür eines zugelassenen Vermittlers.
Wer mit dem Gedanken spielt diesen Transport anders herum zu machen sollte bedenken, das in den arabischen Ländern keine Autos produziert werden, also kein Rücktransport in einer akzeptablen Zeitspanne möglich ist. I.d.R. fahren diese Schiffe dann weiter nach Japan und Korea, laden dort die Fahrzeuge aus dessen Produktion und nehmen den Weg entweder auf den amerikanischen Kontinent oder zurück nach Europa. Ein Rücktransport dauert also wesentlich länger. Wir kennen Reisende, dessen Fahrzeug bei solch einer Rückverschiffung in Südkorea ausgeladen wurde und dort 6 Monate im Hafen verweilte.
Wir wählten als Vermittler für diesen Transport die Caravan- Shipping Agentur von Claus Hansen. (https://www.caravan-shippers.com/de/) Sein „All In“ Paket hat uns überzeugt.
Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 60 bis 68 € pro qbm. (Mehrwertsteuerfrei) Der o.a. Preis versteht sich als absoluter „ALL IN“ Fest-/Endpreis ohne versteckte Kosten. ALLE verschiffungsrelevanten Positionen sind enthalten:
– Annahme & Überlagernahme am Terminal in Hamburg oder Bremerhaven(Hafenkosten)
– Erstellen „Car Condition Report“ & Zollanmeldung dort
– Verladen Seeschiff & seemässig lashen
– Seefracht Hamburg oder Bremerhaven – Sohar inkl. aller Zuschläge & Gebühren
– Ausladen Sohar
– Reisemobil Transportversicherung gegen Diebstahl, Beschädigung
Die Standardversicherung bei Totalverlust von Fahrzeugen ist 120.000 €, für das Gepäck 10.000 € bei 500 € Selbstbeteiligung. Die Transport- und Inhaltsversicherung gilt ab Anlieferung (Anlieferquittung) und endet mit Auslieferung in Sohar (Auslieferquittung), egal, wie lange das Fahrzeug im jeweiligen Hafen steht.
Wir haben das Fahrzeug für 240.000€ und Inhalt mit 50.000€ zu einem Aufpreis von 300€ versichert. Es gibt aber auch geringere Versicherungseinstufungen (30.000 €, 60.000 €, 90.000 €). Im Prinzip ist jede Prämienanpassung möglich.
Nicht enthalten sind die Kosten der Auslieferung & (Zoll-)Abwicklung im Oman. Ob der temporäre Import von jedem Fahrer selbst gemacht wird oder ein Clearing Agent dafür beauftragt wird ist Einstellungs-, Kosten- und Erfahrungssache eines jedes Einzelnen.
Toll bei Claus Hansen ist die Möglichkeit jederzeit kostenfrei umbuchen zu können
(Schiff(e) früher oder später) oder auch ohne Angabe von Gründen kostenfrei stornieren zu können, solange das Fahrzeug noch nicht im Hafengelände steht. Ebenfalls vorteilhaft ist, das erst bezahlt wird wenn das Fahrzeug auf dem Schiff ist. Erst nach der Bezahlung der Transportfracht erhält man das B/L (Bill of Lading). Dieses Original- Dokument, und nur das Originale zählt, wird bei Abholung benötigt.
Ebenfalls bietet Hansen einen kostenlosen Verbringservice (Bahnhof, Flughafen, Mietstation, Hotel) nach Abgabe des Fahrzeugs an. Wir haben bei Ihm oder seinen Mitarbeitern eine professionelle Abwicklung erlebt.
Es bietet sich an erst nach Verladung und wenn das Fahrzeug „auf dem Weg“ ist einen Flug nach Muskat/Oman zu buchen. Direktflüge bietet nur die Oman Air für ca. 550€/Person an. (wer über Lufthansa bucht zahlt 400€ mehr wird aber auf den Partner Oman Air gebucht. (Lufthansa selber fliegt den Oman nicht an) Von Muskat gibt es gute Busverbindungen nach Sohar (Linie 41, 3x täglich, auch ab Airport, Fahrzeit 2,5 Std.). „One way“ Rent a Car ist im Oman leider nicht möglich.
Abwicklung Im Oman:
Wir erfuhren erst 6 Stunden vor Ankunft, dass wir, entgegen unserem Plan direkt vom Flughafen nach Sohar zu fahren, zuerst das „Kanoo Office“ im Stadtteil Ghala in Muskat besuchen sollten. Dort sollten die Papiere für die Abholung im 250 km entfernten Sohar vorbereitet werden. Die „Yusuf Bin Ahmed Kanoo & Co“ Company ist eine der größten Gesellschaften im Nahen Osten und ist für das Hafenhandling inkl. Zolldeklaration, Custom Clearing, Export/Import, Loading and Unloading of Goods für viele Schiffsbetreiber, unter anderem auch für unsere Hoegh Autoliners, zuständig.
Der Manager für solche Abholungen ist Jeyendiran Balachandran, genannt Jey, ein leitender Angestellter der Kanoo Gesellschaft mit indischer Abstammung, der sich um alles kümmert. Den Kontakt zu Jey sollte man schon von zu Hause aufnehmen.
Mitzubringen sind:
- Commercial Invoice. (ggf. eine Eigenrechnung erstellen)
- Packing list. (eine Aufstellung über alle beweglichen Teile im Fahrzeug)
- Bill of lading. (in Original)
- Carnet De Passage.
- Passport copies.
Also planten wir kurzfristig um und organisierten, nach Ankunft am Flughafen in Muskat, ein Tages- Taxi zum Festpreis von 50 OMR (114€) das uns, zuerst in das Kanoo Office, danach zum Geld wechseln (der Wechselkurs ist in Wechselbüros außerhalb des Flughafens wesentlich besser und Gebührenfrei) und anschließend nach Sohar fuhr. Für die Anschaffung einer SIM Karte ist der Flughafen aber der richtige Ort. Es gibt 3 Netzbetreiber im Oman, mit Omantel wählten wir den Betreiber mit der besten Netzabdeckung. Die Verkaufsstelle des Netzbetreibers ist im übersichtlichen Flughafengebäude nicht zu übersehen.
Bei der Auswahl des Taxis am Flughafen ist zu beachten, dass man nicht die rot/weisen Taxis mit Taxmeter, die nur für die Hotels und Flughafentransfers bestimmt sind, nimmt, sondern die orange/weisen Taxis ohne Taxmeter oder Privatfahrer. Einfach in der Nähe der Taxistände stehen bleiben und warten, man wird automatisch angesprochen und verhandelt den Preis. Die orange/weisen Taxis dürfen am Flughafen nicht abgestellt werden sondern stehen in der dortigen Tiefgarage. Die Fahrer versuchen Ihr Glück durch Ansprechen der Gäste um die Taxistände herum.
Oder man schickt schon von zu Hause an Nasser- Taxi (Tel: 00968 9258 1414) eine WhatsApp und bittet um Abholung. Mit Nasser hatten wir viel Spaß, er ist immer für einen Witz gut, spricht sehr gut englisch, verzählt viel über das Leben im Oman, erzählt auch sehr persönliche Sachen aus seinem Familienleben die wir von einem Moslem so nicht erwartet hätten, beantwortet alle Fragen und war für uns insgesamt 16 Stunden im Einsatz (die Leer- Rückfahrt eingerechnet)
Er freut sich über jeden, der Ihn kontaktiert. Zudem kennt er jetzt schon die Gebäude die er anfahren muss.
Das Konoo Büro Nr. 1 ist in einem nicht gerade als Büro erkenntlichen Gebäude im 1. Stock untergebracht. Hier wurden wir von Jey empfangen, dieser schickte nach Erhalt der Unterlagen einen Laufjungen zum Zoll und nach ca. 30 Minuten war alles erledigt. Für uns ungewohnt, im Gegensatz zu anderen Verschiffungen, ist die Tatsache, dass wir bei der Erteilung der Stempel nicht dabei sein dürfen. Es wird alles erledigt während wir bei einem Kaffee oder Tee warten müssen. Es bedarf etwas Überwindung, den Original Pass, das Original B/l, das Original Carnet de Passages aus der Hand zu geben in der Hoffnung es kommt wieder zurück. Aber die Omanis sind solch ehrliche Leute, wir hatten nie das Gefühl, dass hier was schieflaufen könnte. Zudem hatten wir ja auch noch unseren Taxi Nasser auf und an unserer Seite.
Die Bezahlung wiederum muss in einem anderen Kanoo Büro (Nr.2), dem Hauptoffice, gemacht werden, wahlweise in USD oder in OMR, aber nur in Bar. Also fuhren wir Jey mit dem Taxi hinterher und erhielten von dort die Bezahlquittung von 890 USD, der m.E. viel zu hohen Hafengebühr. Wir wurden von dort verabschiedet mit den Worten: alle Papiere sind nun eingescannt und nach Sohar übermittelt, wir werden in Sohar bereits erwartet und sollten auf keinen Fall weitere Zahlungen leisten. Alles ist bereits bezahlt. Also machten wir uns auf in das 250 km entfernte Sohar und dort zum Hafen im Stadtteil Liwa, der ca. 20 km außerhalb von Sohar liegt.
Um in das dortige Kanoo Office zu gelangen, mittlerweile das dritte Kanoo Office, biegt man ca. 20 Meter bevor man das Gate für den Hafen erreicht (5 Schranken) nach rechts ab, also unmittelbar „bevor“ man den Hafen durch das Gate betritt, über 2 Kreisverkehre hinweg und meldet sich im 1. Stockwerk. Hier ist nochmal 3-4 Std. warten angesagt.
Es war schon abends und dunkel, wir waren jetzt 48 Std. auf den Beinen, ziemlich fertig, aber wir haben es geschafft noch am Ankunftstag unser Fahrzeug zu übernehmen. Endlich erhielten wir den „Gate- Pass“ konnten das Hafengelände verlassen und übernachteten auch gleich am Parkplatz des Port City Complexes und somit vor dem Büro der Kanoo Gesellschaft.
nebenan die Adresse in Sohar der Kanoo Gesellschaft. Die Hafenabwicklung selbst macht allerdings die C. Steinweg Company. Nur diese ist berechtigt Fahrzeuge im Hafengelände zu bewegen. Darum kümmert sich aber ausschließlich die Kanoo Gruppe.
Verbesserungswürdig: wir verstehen nicht ganz, warum wir zuerst 2 Büros in Muskat besuchen mussten. Das Einscannen der Papiere hätte man im viel größeren Büro in Sohar ebenso machen können und hätte viel Zeit erspart. Vermutlich ist dies dem Verantwortlichen für solche Verschiffungen, Jeyendiran Balachandran, geschuldet, der halt mal sein Büro in Muskat hat und nicht in Sohar.
Hätte der Fahrzeugeigentümer bei der Einfuhrverzollung dabei sein dürfen wären auch nicht solch banale Dinge passiert wie das falsche Abstempeln des CdP. Dieses erneute Aufsuchen des Zolls, diesmal ein anderes Zollgebäude weil das erste bereits geschlossen war, nahm erneut 3 Std. Zeit in Anspruch.
Noch in Klärung: die meines Erachtens viel zu hohen Hafengebühren von 890 USD. Wir hatten zwar nie das Gefühl abgezockt zu werden. Es schien alles korrekt abzulaufen. Es wurde kein externer Clearing- Agent eingesetzt und dies ist auch absolut nicht nötig. Die Leute von Kanoo sind sehr hilfsbereit. Wir glauben auch nicht, dass es billiger wäre nach Dubai weiter zu verschiffen und von dort auf dem Landweg in den Oman einzureisen. Denn zum einen ist in Dubai ebenfalls die Kanoo- Gesellschaft mit der dortigen Filiale bzw. Hauptsitz zuständig, zum anderen hat Dubai eine neue Einnahmequelle für sich entdeckt und diese heißt „Steuern.“
Die Hafengebühren in Sohar/Oman: sehen wie folgt aus:
Die Hafengebühren müssen in bar oder Überweisung, in OMR oder USD, bezahlt werden. (keine Kreditkartenzahlung möglich)
Fazit: Die Verschiffung in den Oman als Alternative für den Landweg ist sicherlich etwas für Leute die noch im Arbeitsleben stehen und nicht allzu viel Zeit haben. Oder für Leute die sich die erneute Visumbeantragung unterwegs in einem Konsulat nicht zutrauen oder für Leute die auf Ihre 2-3 Bierchen (oder Weinchen) ungern verzichten wollen und den Iran „ohne Alkohol“ so schnell wie möglich durchfahren möchten. Die Kosten für eine Verschiffung ist ca. 1.900€ teurer als die An/Ausreise über Land. Den ca. 2.000€ Dieselkosten, ca. 500€ Mautgebühren, 2x zusätzliche Visakosten ca. 250€ und 1x eine zusätzliche Fährfahrt zwischen dem Iran nach VAE von 1.300€, gesamt ca. 4.000€ stehen die Verschiffungskosten von ca. 4.500€, 2 Flugtickets von 500€ (der billigste Flug über Kairo kostet ca. 250€/Person), Taxigebühren von 120€ und die in dieser Höhe nicht erwarteten, ziemlich teuren Hafenkosten von 780€ (890 USD), gesamt 5.900€ für ein Fahrzeug unserer Größenordnung gegenüber.
Eine Antwort auf Verschiffung von Europa in das Sultanat Oman